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Aktualisiert am: 26.03.2020






Protokoll einer Tonbandaufzeichnung von Alan Jeddeloh aus dem Jahre 1985, in dem seineSchwester Karen ihren Vater Fred (Fritz) zu Jeddeloh interviewte.
Headline
Karen Jeddeloh (RIN 251) / Fred Jeddeloh (RIN 238)

Bei meinem letzten Besuch in Deutschland habe ich die beiden Dörfer Jeddeloh I undJeddeloh II besucht. In welchen der beiden Dörfer wurdest du geboren?

Ich wurde in Jeddeloh 1 geboren. (Anmerkung 1)

Und wo dort genau?

Jeddeloh 1 war ein kleines Bauerndorf. Die Häuser waren typisch für die damalige Zeit.Sie hatten Strohdächer und die Menschen lebten mit dem Vieh unter einem Dachzusammen.

Das Vieh war in dem gleichen Haus untergebracht?

Ja, in dem gleichen Haus.

Aber in einem separaten Teil des Hauses?

Ja, in einem Teil des Hauses.

Ungefähr so als ob das Vieh seinen eigenen Stall hatte wo der Wohnbereich angrenzte?

Der Wohnbereich war an einem Ende und der Stall für das Vieh am anderen Ende des Hauses.

Wenn man also bei deiner Geburt die Tür zum Stall offen gelassen hätte und man dich fragenwürde, ob du in einen Stall geboren wurdest, dann müsstest du ja geradezu „Ja“ sagen.

Das ist richtig.

Erinnerst du dich, wo das Haus lag? Hatte es eine Adresse?



Hier stand das Haus


Nein, es gab zu der Zeit keine Straßennamen, jeder kannte jeden.

So war das. Dann hätte UPS zu der Zeit kein Problem gehabt, die Leute zu finden (lacht). Hastdu deine ganze Kindheit in diesem Haus verbracht?

Nein. Nachdem ich 1905 geboren wurde, zogen meine Eltern im Mai 1909 von dort weg.

Als du 4 warst?

Ja, ich war 4 Jahre alt und ich habe nur ein paar vage Erinnerungen von diesem Ort

Ok. Wohin seid ihr dann gezogen?

Meine Eltern zogen nach „Ordenberg“ (Osternburg ).. welcher ein Vorort von ... ist.

Oh, sie zogen in einen kleinen Vorort einer Stadt?

Ja.

Welche Rasse von Kühen hattet ihr?

Es waren Holsteiner.

Ich befürchtete schon du beantwortest die Frage mit „Milchkühe“ (lacht). War das der Ort,wo im ersten Weltkrieg Soldaten auf euren Hof kamen? Da gab es eine Geschichte, die du mirmal erzählt hattest, über die Kartoffelernte, die alles war, was ihr hattet und dann als dieSoldaten auf den Hof kamen und dein Vater die Kartoffeln unter einem Stapel Düngemittel inder Scheune vor ihnen versteckte.

Das war mein Großvater (RIN 148).

Dein Großvater tat das?

Ja. Während des ersten Weltkrieges wurde mein Vater zu seinem Regiment eingezogen.In dieser Zeit, musste meine Mutter die Hofarbeiten alleine machen. Mein Großvaterkam zu Beginn des Krieges, um meine Mutter bei den Hofarbeiten zu helfen. Er bliebwährend des ganzen Krieges bei uns.

War er der Vater deines Vaters oder deiner Mutter?

Der Vater meines Vaters, mein Großvater väterlicherseits.

Deine Eltern kauften also die Molkerei in Oldenburg welches ich nicht buchstabieren kann.Sagst du es noch einmal für mich.

"Oldenburg".

Ich wollte bloß eine Aufzeichnung der richtigen Aussprache dieses Ortes, weil ich niemals inder Lage sein werde, es richtig auszusprechen. Na ja, wie alt warst du als ihr die Molkereigekauft hattet?

Vier, Viereinhalb

Dann müsste es so um 1910 gewesen sein. Und wie lange habt ihr da gewohnt?

Ich glaube bis 1922 oder 1923



Wann begann die Inflation in Deutschland?

Gleich nach dem Krieg.

Gleich nach dem Krieg. Und der Krieg endete wann?

1918.

Ok, und von 1918 bis 1922 warst du dort.

Ja, während der schlimmen Inflation.

War das die Zeit wovon du uns in einer Nacht die Geschichte vom Kauf einer neuenFahrradkette erzähltest?

Ja.

Du gingst von der Molkerei, deinem Zuhause, zu einem Geschäft in Oldenburg?

Nein, bitte warte noch, das ist hier noch nicht angebracht.

Wie du möchtest. Gehen wir ein wenig in der Zeit zurück. Der Krieg war vorbei. Dein Vaterkam zurück.

Ja, er kam zurück. Der Besitzer verpachtete ihm kein Weideland mehr für die Molkerei. Wir warenauf der Suche nach etwas anderem. Mein Vater pachtete einen Hof in Holle, H-o-l-l-e. Er war ungefähr 15km von Oldenburg entfernt.Dort lebten wir bis 1922. Mein Vater wurde, wegen seiner militärischen Dienstzeit und seiner Kriegsverwundung, Beamter. Erwurde dann als Regierungsbeamter in einem Bezirk an der Nordsee eingesetzt. In diesen Bezirk baute er sich ein Haus, in dem wir1923 einzogen.

Welches Dorf war in der Nähe. Erinnerst du dich?

Es war ein kleines Dorf, es wurde ganz neu aufgebaut und besiedelt. Alles wurde von Veteranen aus demletzten Krieg aufgebaut, es hieß „Neu Augusten G......“ Buchstabiert G-r-o-d-e-n!
Lageplan



Was bedeutet der Name „Neu Augusten“?

Es wurde vermutlich nach jemandem benannt der August hieß. August war hier einbekannter Name. Die Bedeutung von Groden ist „weites großes Land“.

Das war also ´23?

Ja. Das Land war sehr ertragreich, es war trocken gelegter Meeresboden. Der Bodenwar voll mit Sedimente von abgestorbenen Meerestieren aus der Urzeit und daher sehrfruchtbar.

War es nicht zu salzig?

Nein, nein, war es nicht, weil es eingedeicht war, wenn es durch Regen überflutet war,dann wurden die Schleusen zur Nordsee geöffnet. Wenn die Flut kam wurden siegeschlossen.

Ok, das ist sehr gut. Du hast uns letzte Nacht einige Sachen darüber erzählt, wie du währendden Inflationsjahren in Holle warst und über die Geschichte, wie du dir eine neueFahrradkette kaufen wollest.

Während den Inflationsjahren wollte man das Geld so schnell wie möglich loswerden,denn es verlor sehr schnell an Wert. Ich benötigte eine neue Fahrradkette und als ich indie Stadt ging um mir eine zu kaufen, konnte ich keine Kette mehr für Geld kaufen. DerVerkäufer wollte sie nur gegen ein Pfund Butter tauschen, da er wusste, dass wir Rinderund Milchkühe hatten. Ich holte ein Pfund Butter und bekam dafür meine neueFahrradkette..

Und dann gab es da noch eine Geschichte von dir als Jugendlicher. Du wolltest dir einenneuen Kamm kaufen.

Ja, richtig. Ich war noch jung und wollte mir einen neuen Kamm kaufen. Für dasnormale Geld konnte man sich aber keinen kaufen. Ich hatte aber noch eine 10 PennyMünze aus der Vorkriegszeit die immer noch eine gültige Silbermünze war. DerVerkäufer war froh, dass er mir einen Kamm für diese Münze verkaufen konnte.

Ich kann mir vorstellen, dass man mit dem Silber vermutlich 30 Kämme hätte kaufen können.(Lacht). Hast du zu der Zeit gewusst, welchen Wert diese Münze hatte, für die es nur eineneinzigen Kamm gegeben hat?

Ja, dass wusste ich, 10 Penny waren nur 2½ Pfennig vor dem Krieg wert. Also waren2½ Pfennig nicht zu viel für einen Kamm.

Ich kann mir vorstellen, dass ich auch 2½ Pfennig für einen Kamm bezahlt hätte. Als wirmit Bill gesprochen hatten, erzählte er uns, dass du die Dierks zu dieser Zeit kennen gelernthattest?

Als wir in Holle lebten, lernten wir sie kennen. Sie wohnten nur 5 km von uns entfernt.

Er erzählte uns, dass er gelegentlich rüberkam um eurer Familie bei der Roggenernte zuhelfen.

Ja.

Wurde hauptsächlich Roggen angebaut?

Nicht hauptsächlich, aber Roggen war schon ein großer Teil der Ernte.

Ein großer Teil also. Du hast außerdem erwähnt, wie du mit deinem Vater eine Kuh zumMarkt brachtest um sie dort zu verkaufen.

Ja. Ich erinnere mich genau an die Situation, wo mein Vater während der Inflation eineKuh zum Markt brachte und sie dort verkaufte. Er wollte das Geld nicht mit nachHause bringen und so kauften wir für das Geld Roggen ein.

Die Leute hatten wirklich kein Vertrauen in die Regierung, die offensichtlich den Wert desGeldes nicht stabilisieren konnte.

...weil die Regierung das Geld weiterhin ganz normal ausgab...

Wurde das Geld irgendwie gestützt?

Nein, es kam keine Hilfe. In den letzten Tagen der Inflation wurde ein amerikanischerDollar mit 4 Millionen Deutsche Mark getauscht.

Das ist unglaublich.

Ja.

Es ist sehr schwer sich eine Million vorzustellen. Ich vermute, dass Amerikaner die nachDeutschland kamen, dort gute Geschäfte mit ihrem Geld machten.

Oh ja das konnten sie.

Wurde ausländische Währung überhaupt angenommen? Nahmen die deutschen Kaufleute dieamerikanischen Dollars an?

Ja, sehr gerne sogar. Es war eine sehr schwere Zeit.

War euer Hof unabhängig?

Ja. Wir hatten Milchkühe, die Kartoffelernte, die Bohnenernte und unserenGemüsegarten.

Welche Sorte von Kartoffeln?

Ganz normale Kartoffeln.

Oh, ich dachte ihr habt sie irgendwie anders genannt.

Nein. Nur ganz normale Kartoffeln, die waren für uns gut genug.

Also, du warst zu jung für den ersten Weltkrieg und bist vor dem zweiten ausgewandert.

Ja.

Bill (Bill Dierks, Cousin) erzählte uns, auf die Frage warum er Deutschland verlassen hatte,das er wegen der Inflation ausgewandert ist. War das auch der Grund warum duDeutschland verlassen hast?

Also, ja. Wir hatten Verwandte in Amerika und waren mit ihnen in Kontakt.

Sein Vater und seine Mutter waren schon da?

Nein. Die Götze`s

Die Götze`s waren schon hier. Ok.

Sie lebten schon etwas länger hier. Wir kannten viele Leute die hier Verwandte hattenund die Nachrichten aus Amerika waren immer so glänzend und so wunderbar. Alsjunger Mann hatte ich auch den Geist eines Abenteurers in mir und wollte auchauswandern. Meine Mutter und mein Vater ermutigten mich zur Auswanderung, weilsie in Deutschland keine Chance mehr für mich sahen. Dann kam es noch so, dass dieCousine meines Vaters, Helen Götze, eine alleinstehende Frau die ihr ganzes Leben langin San Francisco lebte und dort arbeitete zu Besuch nach Deutschland kam. Als sie beiuns war, habe ich mit ihr über eine Auswanderung gesprochen und das hat meinenEntschluss zur Auswanderung bestärkt. Sie sprach mit meinem Vater und sie schriebihrem Bruder Bill Götze, der auch der Cousin meines Vaters war, in Seaside Oregon ober für die nächsten 5 Jahre für mich in den USA bürgen würde. Das schrieb dieamerikanische Regierung für neue Einwanderer vor. Der Cousin meines Vaters bürgtenicht nur für mich, sondern er kaufte auch die Karte für die Überfahrt mit einemDampfer und schickte sie mir zu.



Und dann als du Deutschland verlassen hattest, wolltest du nach Alsea (?) town im Jahre1923. Dort bliebst du 1 oder 2 Jahre.

Ich blieb dort ein paar Jahre, ja.

Du warst damals erst 19 richtig?

Ja, Deutschland habe ich 1925 im August verlassen.

Ok. Und Bill Dierks war schon da.

Bill Dierks war schon da. Die Farm in Nebraska, auf der er arbeitete, war mein Ziel.

Oh. Erinnerst du dich an den Namen der Farmbesitzer?

Hilbers, H-i-l-b-e-r-s.

Ok. Du sagtest, dass du das Geld für das Schiffticket bekommen hast. Ich habe mich immergefragt wie es wohl war, in diesen Tagen auf einem Dampfschiff zu reisen.

Nun, es war nicht so schlimm. Es hatte auch keinerlei Ähnlichkeiten mit den altenGeschichten die man sich über die Zwischendecks erzählt hatte. Wir hatten eine Kabinefür 2 Personen. An vieles kann ich mich nicht mehr erinnern, denn ich war während derganzen Zeit bis nach New York Seekrank.

(lachen) Ich kann mir vorstellen, dass das die Erinnerungen verblassen lässt.

Ja.

Wie lange hat es gedauert?

Ich denke, wenn ich mich richtig erinnere, 8 Tage.

8 Tage. Junge, 8 Tage Seekrank sein, bedeutet, das man dann entwässert ist.

Ich hatte zwar keine sehr schlimme Seekrankheit aber es war genug, damit es mirmiserable ging.

Ich hatte nie irgendwelche Probleme auf Booten, aber ich vertrage keine Fahrgeschäfte undKinderkarussells und solche Sachen. Hattet ihr auch Kinderkarussells in Deutschland?

Ja.

Bist du jemals mit so etwas gefahren und hattest du Probleme damit?

Ich kann mich nicht erinnern.

Erinnerst du dich an den Namen des Dampfschiffs?

Der Name Reliance schwebt mir im Gedächtnis. Es segelte unter Panameischer Flagge.



Da ist noch eine andere Geschichte wie du Deutschland verlassen hast und deine Mutter dir ein 3Markstück gegeben hat.

Oh, ja. Deutschland hatte wieder neues und stabiles Geld. Sie prägten Münzen, die Silber beinhaltetenund das Geld war wieder stark. Mutter hatte ein 3 Mark Stück und als ich ging gab sie es mir und sagte: “Behalte das, bis du richtig Hunger hast dann tausche es ein und kaufe dir etwas zu essen“. Wie du sehen kannst, habe ich die Münze immer noch.



Zu dieser Zeit kam jedes Schiff in Ellis Island an und jeder Einwanderer ging hier durch.

Wir mussten auch durch Ellis Island, ja.

Wie war es?

Nur ein einziges beeilen und warten.

Die Bürokratie in Aktion.

Ja. Wir wurden von Ellis Island in einen Zug gesetzt und soweit ich mich erinnere fuhren wir mit demZug die ganze Nacht durch. An die Zeit, wann wir den Zug bestiegen hatten, kann ich mich nicht mehr erinnern. Jedenfalls erreichtenwir Ohama so um 6 Uhr morgens.

Also hast du die ganze Nacht im Zug verbracht, von New York bis -

Nun, es war länger als eine Nacht aber ich erinnere mich nicht mehr an die Details.

Ist das nicht der Zeitpunkt für die berühmte Pfannkuchen Geschichte?

Das ist richtig

Lassen Sie uns die berühmte Pfannkuchen Geschichte hören.

Ja, ich war zu der Zeit sehr hungrig. Wir fanden dann ein Cafe, und wir setzten uns anden Tresen. Die Bedienung reichte mir eine Speisekarte und ich sah das Wort„pancake“ welches sehr wie das deutsche Wort „Pfannkuchen“ aussah. Ich zeigte mitmeinem Finger auf das Wort und sagte „This is what I want“ und die Bedienungverstand. In kurzer Zeit kam der Pfannkuchen dann auch, aber die Bedienung hattevergessen mir eine Gabel mitzubringen. Nun saß ich dort und dachte, Amerikaner essenPfannkuchen mit ihren Fingern? Ich sprach die Person die neben mir saß an.Glücklicherweise konnte diese Person deutsch sprechen. Ich fragte ihn was ich tun soll.Er sprach mit der Bedienung und sie gab mir eine Gabel.

Das bringt die Frage hervor, wie gut war zu der Zeit dein Englisch?

Nicht so gut, abgesehen davon, dass ich die Bekanntschaft einer Frau auf dem Schiffmachte, die Englischlehrerin in Deutschland war und in die Vereinigten Staaten wollte.Sie brachte mir in den 8 Tagen ein paar Englische Wörter bei.

Während der Seekrankheit.

Ja, sie brachte mir einige Phrasen, Ausdrücke und Sätze wie „wo, kann ich mir meineHände waschen?“ bei.

So wusstest du also schon ein paar Sachen.

Ja.

Jetzt kommt eine Zeitspanne, über die ich noch nicht viel gehört hatte und diese handeltdavon, wie du auf der Farm angekommen bist und endet da, wo du deine Frau kennen gelernthast. Darüber weiß ich nur sehr wenig. Du gingst dann zu den Hilbers um auf deren Farmzukünftig zu arbeiten.

Nun, nein. Ich war für ein paar Tage oder höchstens für eine Woche bei den Hilbers,dann hatten sie für mich einen Job auf einer anderen Farm gefunden.

Ok, Ich verstehe.

Dort war ich auf mich alleine gestellt. Ich arbeitete dort bis 1928, bis ich mit den Farmlebenunzufrieden wurde. Ich dachte, dass dies nicht meine Zukunft sein konnte, es war nicht derrichtige Beruf für mich. Ich schrieb daher an die Coyne Elektriker Schule, eine Berufsschulein Chicago. Die Schule schickte mit Unterrichtsmaterial und Bücher. Ich traf mich zu der Zeit mit einigen anderen Deutschenin meinem Alter. Wir gingen dann gemeinsam im Jahre 1928 nach Chicago auf die Schule. Ich denke, das war, nachdem die Ernte eingeholt war.

Ich möchte kurz etwas zurückgehen. Welche Art von Arbeit hast du auf der Farm gemacht?

Bloß einfache Farmarbeiten wie sie im mittleren Westen üblich sind.

Kühe und Schweine –

Ja, Kühe, Schweine und Hühner und wir ernteten Korn und Hafer. Die Felder wurdenzu der Zeit eher mit Pferden als mit Traktoren bewirtschaftet.

Dann hast du einen ganz normalen Farmertag lang gearbeitet? Von Sonnenaufgang bisSonnenuntergang?

Ja, das habe ich.

Was für eine Bezahlung gab es damals als Angestellter?

Ich glaube, dass mein erster Lohn 40 $ im Monat war, später 50 $ und zum Schluss habeich dann 60 $ bekommen, plus Zimmer und Verpflegung.

Du warst 3 Jahre dort?

Ja.

Bis zum Jahr 1928 sah alles sehr gut aus bis -

Bis die Farmen in wirtschaftliche Krisen kamen.

Oh, die Farmwirtschaft fing an zu kriseln?

Ja.

Es schien auch woanders Schwierigkeiten zu geben – der Börsencrash war doch auch ´29.

1929, ja.

Es schien so, als wenn die gute alte Zeit vorbei war.

Mhm, mhm.

So, du und deine Freunde seit dann nach Chicago gegangen.

Wir fuhren zusammen nach Chicago und haben auf der Coyne Elektriker Schule einen Kurs der 3 Monate dauerteabsolviert. Danach habe ich meinen Job bei der Öffentlichen Service Gesellschaft von Nord Illinois angetreten.

Öffentliche Service Gesellschaft –

Von Nord Illinois.

War die gemeinnützig?

Ja sie war gemeinnützig. Der Besitzer hieß zu der Zeit Samuel, er und die Firma Edisonvon Chicago hatten einen Ferienort am Lake Delavan Wisconsin. Dort war ich alsWartungsarbeiter angestellt.

In Wisconsin?

Ja. Und ich war einige Jahre dort tätig.

Was musstest du als Wartungsarbeiter tun?

Durchgebrannten Sicherungen austauschen und Dies und Das reparieren.

So hast du viele Erfahrung auf den unterschiedlichsten Gebieten gesammelt.

Ja.

Du warst dort 8 Jahre sagtest du?

Mal überlegen... 1929... bin ich zu Besuch zurück nach Deutschland gefahren.

Du gingst zurück?

Ja.

Das wusste ich nicht – Ich war nicht sicher ob du jemals zurück gegangen bist.

Doch, für einen Besuch im Jahre 1932. Nach dem Börsencrash im Jahre 1929 verlor ichmeinen Job. Ich wurde zwar nicht entlassen aber der ganze Ferienort wurde geschlossenund ich fand für ein paar Wochen einen neuen Job in Waukegan, Illinois bei der OaksMfg. Co. Als der Job erledigt war, fuhr ich nach Deutschland.

Der Job inWaukegan…

Ja.

Ok, als der Job endete, hast du beschlossen nach Deutschland zu fahren oder war die Reisenach Deutschland schon länger geplant?

Ich hatte schon seit längerer Zeit geplant eine Reise zu machen und nach Deutschlandzu fahren. Nach 4 Monaten kam ich wieder zurück und die Dinge waren schlimmer alsvorher. Ich beschloss nach Minnesota zu fahren und meinen Cousin John Dierks zubesuchen.

Ich verstehe. Lass uns zu dem Punkt zurückgehen, an dem du zurück nach Deutschlandfahren wolltest. Bist du bloß zurückgefahren um Freunde, Familie und Bekannte zubesuchen?

Ja

Bist du wieder mit dem Dampfschiff gereist und war die Reise das zweite mal besser?

Genau wie vorher auch.

Vielleicht kürzer?

Nein.

Und du bist für ein paar Monate geblieben?

Für 4 Monate.

Ok. Und dann hast du beschlossen wieder zurückzufahren.

Zurück nach Amerika zu fahren.

Ok.

Ich war zu dem Zeitpunkt ein amerikanischer Staatsbürger.

Ok. Gab es die Bestimmung für 5 Jahre an einem Ort zu bleiben?

Man musste nicht für 5 Jahre immer an dem selben Ort bleiben, aber man musstebeweisen können, wo man in den letzten 5 Jahren war. Und je mehr man umzog undunterwegs war, desto schwieriger war es, das zu beweisen.

Du warst ein amerikanischer Staatsbürger?

Ja. Ich wurde in Waukegan, Illinois eingebürgert.



Erinnerst du dich wann das war?

Ja, im Jahre 1931.

Im Jahre 1929 gingst du nach Deutschland?

1932.

Du gingst im Jahre 1932 nach Deutschland, ok. Ich habe eine Lücke. Ich versuche sie zufüllen. Von 1928 -

Im Jahre 1928 haben wir Nebraska verlassen.

Und mit Coyne bekamst du den Job und wie lange arbeitetest du dort?

Bis 1931 oder so.

Ok, ich dachte vielleicht endete der Job im Jahre 1929. Und dann bekamst du im Jahre 1931den Job in Illinois der nur ein paar Wochen dauerte.

In Waukegan.

Und in diesem Jahr wurdest du auch eingebürgert?

Ja, in Waukegan, Illinois wurde ich eingebürgert.

Also bist du zurück nach Deutschland gereist, nachdem du die amerikanischeStaatsbürgerschaft erhalten hattest.

Ja. Ich war ziemlich stolz darauf, bei der Fahrt nach Deutschland, einenamerikanischen Pass zu haben.

Hat das irgendwas daran geändert, wie die Leute dich behandelten?

Oh, nicht wirklich. Die meisten Leute, mit denen ich in Kontakt kam, kannten mich undich kannte sie.

Sie behandelten dich also sehr gut und höflich?

Ja, mhm. So sehr wie es deutsche Beamte nur sein konnten.

Ich kenne deutsche Beamte, sie müssen immer alles am Ende abstempeln.

Da kann ich eine Geschichte erzählen. Als meine Frau und ich im Jahre 1975 nachDeutschland reisten, hatten wir ja unsere amerikanischen Pässe und verließenDeutschland am Flughafen. Wir waren bereit das Flugzeug zu betreten. Wir musstennur noch durch die Passkontrolle, der Kontrolleur sah auf meinen Pass und sagte “Siehaben ihn nicht unterschrieben“. (lacht)

Ist das wahr?

Das ist wahr.

Oh man. Und es war so, dass keiner von euch den Pass unterschrieben hatte? Weder du nochdeine Frau?

Nein, keiner von uns. (lacht)

Ließ er dich gehen?

Wir unterschrieben die Pässe in seiner Anwesenheit.

Also, das ist gut. Ok, dann hast du dich entschieden John Dierks zu besuchen und das mussim Jahre 1932 gewesen sein.

Ja, und ich blieb für einige Zeit bei John und arbeitete auf seine Farm. John war frohmich zu sehen. John war sehr stolz auf seine deutschen Cousins und seiner deutschenAbstammung.

War John auch dein Cousin?

Ja, war er. Johns Vater war der Bruder meiner Mutter.

Ok. Ein anderer Bruder als Bill?

Onkel Ben. Bill´s Vater.

Bill´s Vater, das ist richtig.

Ja, meine Mutter war das jüngste von 13 Kindern.

Ok. John Dierks war also dein Cousin. Die selbe Beziehung aber unterschiedliche Eltern alsBill Dierks und er war froh das du da warst.

Ja, und ich blieb für ein paar Monate bei ihm und wollte mal sehen wie sich dasentwickelt. Er, Otto und ich fingen in einem Maschinenladen in Janesville, Wisconsin (Fehler, Janesville istin Minnesota) an, er war 14 Meilen von John Dierks sein Wohnort entfernt. Neben Reparaturen machten wir alle möglichen Arbeiten für die Farmer in der Umgebung. Wir zogen später in ein größeres Gebäude und nahmen das Autohaus Pontiac Agentur mit auf. Wir hatten es bis zum Jahre 1939, 1940.

Hm, irgendwann musst du doch deine Frau getroffen haben.

Ja, ja.

Im Jahre 1938 hast du sie geheiratet.

Mhm, etwa 1936…verlobt…wir waren immer noch in diesem größerem Gebäude undhatten dieses Autohaus. Da traf ich meine Frau in Janesville/Janesville. Sie war da aufeinem Treffen mit noch einem Mädchen.

Sie hat in Janesville unterrichtet?

Ja, sie unterrichtete.

Und sie unterrichtete vermutlich gerade an der Schule. Ich vergesse immer was sieunterrichtete. Englisch oder Mathe?

Englisch und Mathe.

Oh, beides?

Ja.

Erinnerst du dich wer das andere Mädchen bei den Treffen war?

Ja, Mary Wawereka (bb) war das andere Mädchen und –

Wewereka, ist das richtig?

Wewereka, ja.

Wie W-i-w-o-r-k-a?

W-e-w-e-r-k-a und sie war tschechischer Herkunft, der Name Wewerka bedeutetEichhörnchen. Ihre Mutter erzählte mir das.

Mary das Eichhörnchen. Gibt es sonst jemanden, den du später kennen gelernt hast?

Nein. Ich bin sehr lange mit Mary Wewerka in Verbindung geblieben. Diese beiden,meine Frau und Mary Wewerka, waren gute Freunde. Der Mann und ich waren es nicht– wir waren nur gute Bekannte aber keine guten Freunde.

Was habt ihr bei den gemeinsamen Treffen gemacht?

Wir gingen in der Nähe zum tanzen.

1936 das muss FDR´s Regierung gewesen sein.

Ja war es.

Waren die Dinge denn besser?

Also, (pause) ja und nein. Ja, natürlich waren sie es.

Du hast mir erzählt, dass du Staubsauger verkauft hast indem du von Tür zu Tür gingst. Icherinnere mich nicht mehr wann das war.

Das war zu der Zeit, in der ich in Chicago war…

War das, bevor oder nachdem du die amerikanische Staatsbürgerschaft bekommen hattestund nach Deutschland gefahren bist oder war es, nachdem du aus Deutschland wiederkamst?

Ich denke, es war, nachdem ich aus Deutschland wiederkam.

Vielleicht auch dazwischen?

Ich erinnere mich nicht daran.

Was machtest du dann?

Ich verkaufte Staubsauger indem ich von Tür zu Tür ging.

Wie lief das? War es sehr erfolgreich?

Oh, immer unterschiedlich. Man hatte seine guten Tage, an denen man gut davon lebenkonnte und man hatte seine schlechten Tage, an denen man nichts verkaufte.

Lassen Sie uns ein wenig auf deine Frau zurückkommen, war es Liebe auf den ersten Blickoder hat es eine gewisse Zeit gedauert, bis du dich in sie verliebt hast?

Es dauerte nicht sehr lange.

Ich verstehe. Ich weiß, dass du sie im Jahre 1936 zum erste mal getroffen hast und im Jahre1938 geheiratet hast.

Also, ich schätze im Jahre 1936.

Ich verstehe.

Ich denke es waren nicht mehr als 6 oder 8 Monaten zwischen den Tag, wo wir unskennenlernten und bis wir heirateten.

Deine Frau erzählte mir einmal du warst Lutheraner.

Ja.

Du warst Lutheraner und sie war Katholikin. Du hast ein Aufgebot für eine gemischteHochzeit gemacht, aber in letzter Minute hast du dich dann entschieden Katholik zu werden?Ich hatte den Eindruck von deiner Frau, dass sie vielleicht übertrieben haben könnten. Ichglaube es war die Nacht vor eure Hochzeit?

Nein, ich wurde in der Nacht vor unserer Hochzeit getauft.

Du wurdest getauft, ok. Aber dafür musstest du dich aber schon lange vorher entschiedenhaben.

Oh- ja, lange Zeit vorher. Die Anweisungen bekam ich vom Priester in Janesville schonlange vorher.

Es dauerte wahrscheinlich Monate und Monate... .

Also, nein, nicht so schrecklich lange. Ich glaube höchstens 2 Monate.

Ok. Nun warst du also verheiratet. Waren viele Angehörige auf der Feier? War deineSchwester und dein Bruder auch erschienen?

Ja.

Und weitere Verwandten?

Otto war da.

Das ist dein Bruder, ist das richtig.

Ja, mein Bruder. Es war für eine so kleine Stadt, eine sehr große Hochzeit.

Und es war in? –

Verndale.

Es war in Verndale…dort gab es nur eine einzige Katholische Kirche.

Ja, St. Frederick´s

Und die Ponykutsche hat auf dich gewartet, als du rauskamst.

Nachdem wir aus der Kirche kamen, wartete die Ponykutsche auf uns und als wirdichter zum Bürgersteig kamen, waren wir nur froh…(Karen lacht) und ich nahm dieZügel und sagte “Jetzt geh”. (Lachen).

Wo waren Sie in den Flitterwochen? Waren Sie überhaupt irgendwo?

Wir gingen nach Norden.

Du bist aber nicht den ganzen Weg mit der Ponykutsche gefahren oder?

Wir hatten ein Auto…

Ich verstehe, ok.

Am nächsten Tag waren wir weit genug nördlich um über die Grenze nach Kanada zufahren...”Warroad” (?) war der Name der Stadt an die ich mich noch erinnere.

War road (?).

Sag das noch mal.

War road (?)..

Roar road (?)..

Wir fuhren für eine Weile nach Kanada, gingen nach Westen und kamen dann zurückin die Vereinigten Staaten. Dann gingen wir nach Süden. Ich kann mich nicht mehr andie Route erinnern, die wir nahmen und auch nicht wie viele Tage wir unterwegs waren,ich glaube es waren 9 oder 10 Tage.

Dies scheint ein guter Zeitpunkt zu sein um aufzuhören. Du bist vermutlich etwas müde vonder Unterhaltung.

Ja.

ENDE DES INTERVIEW

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